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Famulatur-Bericht: Gynäkologie in Litembo Diocesan Hospital open_in_new (2/2024 bis 3/2024)

Station(en)
Geburtshilfe
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Diagnostik, OP, Station
Heimatuni
Regensburg
comment Kommentar

Allgemeines: Litembo liegt relativ abgelegen im südwestlichen Tansania auf 1600m Höhe. Im Kontrast zu den touristischen Gegenden Tansanias ist man dort wirklich im ländlichen Afrika. Während unserer Zeit dort waren wir am Höhepunkt 9 Praktikant*innen aus Deutschland (+2x FSJ), das war dann mit 2-4 Leuten pro Abteilung dann aber auch mehr als ausreichend.

Wetter: Im Februar/März war das Wetter sehr angenehm. Gelegentlich hat es geregnet, sonst war es meist sonnig. Aufgrund der Lage auf 1600m wurde es bei uns nie richtig heiß sondern angenehm warm, nachts war es angenehm kühl.

Klinik und Klinikalltag: Das Krankenhaus hat auf dem Papier irgendwas über 300 Betten, als wir dort waren war aber nicht so viel los, recht entspannt. Zum einen gibt es dort Interns (bisschen wie PJler), die dort aber wie volle Ärzte arbeiten und auch Dienste machen. Darüber gibt es dann die fertigen Ärzte, die dann zum Beispiel operieren. Zusätzlich gibt es einen mental health doctor sowie Zahn- und Augenarzt.

Es gibt vier große Abteilungen, durch die man recht frei rotieren kann.

- Chirurgie: Sehr viele Frakturen, Hernien, Amputationen und alles was sonst so anfällt. Die Anästhesie (von der Pflege) ist für deutsche Verhältnisse teilweise eher befremdlich, OPs an der unteren Extremität (auch zum Beispiel die Ausräumung einer Osteomyelitis) werden sehr oft in Spinaler gemacht, Standardnarkose ist Ketamin und Diazepam. Teilweise reicht das vorab bezahlte Schmerzmittel nicht aus und die Patienten wachen noch vor Ende der OP auf. Man darf und kann auch assistieren.

- Gyn/Maternity: Hier passieren meistens so ein bis drei Geburten pro Tag, der Umgang mit den Frauen ist aber auch anders als in Deutschland. Zum Beispiel gibt eine Frau in den Wehen keinen Mucks von sich, sodass man aufpassen muss, die Geburt nicht zu verpassen, wenn man nebenan ist. Es gibt auch einige Kaiserschnitte (relativ großzügige Indikationsstellung) und weitere Operationen wie zum Beispiel Zystenentfernungen. Wenn man eine tansanische SIM-Karte hat rufen die Ärzte bei Interesse auch gerne aus dem Dienst an wenn was spannendes (einzig richtiger Notfall dort ist fast immer ein Kaiserschnitt) ist.

- Pediatrics: Viele Pneumonien oder sonstige Infekte, bis auf die Visite nicht so viel zu tun, danach kann man aber zum Beispiel mit in die OPD gehen (am ehesten einfach eine allgemeinmedizinische Sprechstunde und Patientenaufnahme).

- Innere: primär Visite, je nach Arzt, der aktuell dort eingeteilt ist, bekommt man aber sehr sehr viel erklärt.

Der Tag beginnt meist um 08 Uhr (plus 15min tansanische Gelassenheit) mit der Frühbesprechung (entweder Fallbesprechung oder Vortrag). Danach stehen die Rounds an. Je nach Patientenenaufkommen, und ob zum Beispiel gerade Operationstag (Di/Do) ist, ist so teilweise schon gegen 13 Uhr nichts mehr los, die Ärzte machen offiziell gegen 15:30 Uhr Feierabend.

Wie schon in anderen Berichten erwähnt hat man generell dort eher die Beobachterrolle, was für den Einblick in die dortige Gesundheitsversorgung aus unserer Sicht aber auch gut so ist. Der Vollständigkeit halber will ich aber erwähnen, dass es in größeren Städten (Songea/Peramiho) durchaus deutlich besser ausgestattete Krankenhäuser gibt, die näher am europäischen Standard sind.

Freizeit: Durch die abgelegene Lage kann man natürlich keine Freizeit wie zum Beispiel bei einer Famulatur auf Sansibar erwarten, aber in Litembo wird es definitiv nicht langweilig. Am Wochenende kann man zum Beispiel zum Malawi-See fahren (oder auch wandern), hier waren wir im Biocamp bei Mbamba Bay, sehr schön. Auch die Gottesdienste am Sonntag sind sehr eindrücklich.

Es gibt einen Volleyballplatz, die Einheimischen spielen fast jeden Abend Fußball und recht simple Basketballplätze gibt es auch. Zudem kann man auf die umliegenden Berge wandern, am nächsten ist der Hausberg mit Kreuz am Gipfel, dauert etwa eine Stunde hoch. Zum Joggen dort ist es zwar schön, aber egal in welche Richtung man läuft hat man sehr sehr viele Höhenmeter. Man kann aber auch einfach auf der genialen Terrasse der Unterkunft chillen. Zur gemeinsamen Abendgestaltung eignen sich Spieleabende, zu denen auch gerne die Ärzte dazustoßen.

Unterkunft und Verpflegung: Das Doctors House ist sehr schön und im Vergleich zum Umland eine Luxus-Oase am Rande des Geländes. Man hat seine Ruhe, außer die Schulkinder machen nachmittags Klingelstreiche. Mittlerweile gibt es neben der primären Unterkunft (Irmel Weyer Hostel) auch direkt gegenüber das Mama Maria Meiss Haus, indem ein paar weitere Zimmer sind.

Für die 20$ pro Tag gibt es neben der Unterkunft auch Vollpension, zum Frühstück gab es Brot mit diversen Früchten vom Markt (frische Avocados, viele Bananen Mangos) und selbstgekauftes Nutella und Erdnussbutter aus Mbinga. Zum Mittag- und Abendessen gibt es fast immer Bohnen, mboga (Grünzeug, „Hecke“) und entweder Reis oder Nudeln. Uns wurde es in dem Monat nicht zu monoton.

Und weil mir das persönlich vorab sehr viel geholfen hätte habe ich vor Ort eine kleine Room-Tour aufgenommen: https://youtu.be/4So-F6VCS0o?si=g_FVCwgHjryFdOqC

Anreise:

Je nachdem ob und wann (vor/nach) der Famulatur man im Land rumreisen will kann man Sansibar, Kilimanjaro Airport oder Daressalam anfliegen, wenn man direkt starten will empfiehlt sich Daressalam. Von dort geht es entweder per Bus (irgendwas zwischen 15 und 19h) nach Songea oder direkt nach Mbinga oder per Flug (bei uns Mo, Mi und Fr, pro Person etwa 190$, haben ein Multi-City Ticket gebucht um nach der Famulatur von Songea über Dar nach Arusha zu kommen, war in der Kombi günstiger). Von Songea dann mit dem öffentlichen Bus nach Mbinga, dort wird man dann ehe man sich versieht von vielen Menschen umlagert und dem richtigen Auto nach Litembo (Odo bester Mann) zugeordnet. Von Mbinga dauert es nochmal etwa 1,5-2h in einem Kleinbus (sehr überfüllt, dadurch ausgesprochen gute Klimabilanz) nach Litembo.

Tipps:

- Unbedingt versuchen, im Vorfeld Kontakt zu den FSJler*innen von weltwärts vor Ort zu bekommen. Diese sind ein Jahr (September -> August)vor Ort und können so viele kleine Fragen beantworten, die in der Vorbereitung und beim Packen auftauchen und zum Beispiel was Unterkünfte in Songea oder Mbgina anbelangt helfen

- Bisschen Desinfektionsmittel/Sterilium mitnehmen, fände ich ganz angenehm

Bewerbung

Wir haben etwa 9 Monate davor bei Krankenhauschef Pater Raphael per Mail angefragt, bekamen schnell Rückmeldung (sogar auf Deutsch) und nach Zahlung der Unterbringung war der Platz unkompliziert . Man kann aber wohl auch sehr kurzfristig wenige Wochen vorher noch einen Platz bekommen. Es schadet vielleicht nicht, vorab zu fragen wie viele im jeweiligen Zeitraum schon dort sind.

Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Repetitorien
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Chirurgische Wundversorgung
Poliklinik
Mitoperieren
Gipsanlage
Praktische Massnahmen unter Aufsicht
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Unterkunft gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gebühren in EUR
20$/Tag

grade Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
1