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Famulatur-Bericht: Anästhesiologie in Klinikum Chemnitz open_in_new (9/2021 bis 10/2021)

Station(en)
Anästhesie /OP
Einsatzbereiche
OP
Heimatuni
Berlin
comment Kommentar

Im Ganzen: KEINERLEI Empfehlung für die Anästhesie am Klinikum Chemnitz!

Vorab: ich bin gelernter Krankenpfleger, arbeite nebenbei seit vielen Jahren auf einer großen ITS und war zur Famulaturzeit im fortgeschrittenen Semester.

Bezüglich Beatmung und Sedierung bin ich recht fit und wollte das alles in meiner Famulatur vertiefen. Die Kommunikation mit dem Sekretariat und der Personalabteilung verlief sehr gut, ich bekam auch gleich ein Namensschild zugeschickt und alle nötigen Unterlagen wurden zeitnah bearbeitet. Geplant war, dass ich an den Standorten Küchwald, Flemmingstraße und Frauenklinik eingesetzt werden würde, zudem noch ein paar Tage in der im Hause stationierten Rettungsstelle (und damit Notarztfahrten) hospitieren sollte. Angeblich hätte ich am ersten Tag direkt jmd. zugewiesen bekommen, der mich einführt. Das stimmte mich zu Beginn sehr optimistisch. Es stellte sich dann aber am ersten Tag heraus, dass derjenige Nachtdienst hatte, sodass ich dann in irgend einen OP gesetzt wurde. Auf meine Frage, ob ich in den 4 Wochen denn auch einmal auf der anästhesiologisch- geführten ITS eingeteilt sein könne gab es folgende Antwort: "Nein, denn damit würdest du dem Pflegepersonal dort nur auf die Nerven gehen!"

Der tägliche Ablauf gestaltet sich wie folgt: Morgens nach dem Umziehen begibt man sich in einen Konferenzraum, danach gibt es vom Nachtdienst einen kurzen Abriss, danach noch allgemeine, administrative Informationen. Jeder Anästhesist/jede Anästhesistin erhält morgens einen eigenen OP-Plan mit ihm/ihr zugewiesenen Patientinnen für den jeweiligen Saal. Das ist dann angepasst an die persönliche Eignung (Assistenarztzeit/Erfahrung). JEDER trägt dann laut vorlesend in wenigen Sätzen vor, welche PatiententInnen er/sie hat, welche Narkoseform gewählt wird, welche OP ansteht und welche Risiken evtl. damit verbunden sind (Allergien, Adipositas, Nebenerkrankungen). Danach geht jeder in den jeweiligen Saal. Als Famulierender sucht man sich jmd aus, dem man dann hinterher läuft(man muss sich beeilen, da man sonst allein im Konferenzraum steht und man ja am Anfang die Wege in dem großen Haus nicht kennt. Einige lehnen auch durchaus ab, weil sie sich selbst noch unsicher in der Anästhesie fühlen oder eben keine Lust haben (inkl. Augenrollen). So ging es übrigens die ganze Famulatur hinweg, da man bei dem riesigen Team ganz selten mal eine ÄrztIen zwei Mal hintereinander im Dienst antreffen konnte. Das liegt auch daran, dass die Meisten in Teilzeit arbeiten und auch sehr unregelmäßig an den verschiedenen Chemnitzer Standorten verteilt waren. Und so kam es, dass ich mir jeden Morgen jmd Neues auswählen musste, mich immer neu vorstellen musste, mich immer wieder profilieren musste, immer wieder vom Neuen erzählen musste, was ich schon kann/ darf/ machen möchte.

Und weil man so selten zwei Dienste bei der gleichen Person hatte, konnte man auch bzgl. der KollegInnen sehr daneben liegen. Insgesamt gab es nur wenige AnästhesistInnen, bei denen man wirklich etwas lernen konnte und die auch Interesse an Lehre hatten. Die meisten jedoch interessierten sich in keinster Weise für einen. Sie ließen mich oft allein im OP, um beispielsweise Essen zu gehen oder spielten Handyspiele, die nur von meinen aufkommenden Fragen unterbrochen wurden und danach wurde sofort weiter gespielt. Ein anderes Problem war die teilweise immense Sprachbarriere vieler Assistenzärztinnen aus dem osteuropäischen Raum, wodurch Lehre leider zum Großteil unmöglich war. Einmal gab es auch eine kritische Notfallsituation: ein Patient musste bei einer HNO-Op im Rachenbereich gelasert werden. Hierzu darf bzgl. potentieller Brand/Verbrennungsgefahr die Sauerstoffkonzentration bei der Beatmung nicht zu hoch eingestellt werden. Der Chirurg musste aber zur besseren Sicht den Kopf stark überstrecken, was den Tubus(trotz Spiraldrahrverstärkung) wohl etwas angeklickt hatte. Jedenfalls entsättigte der Patient zusehns bis weit unter messbare Bereiche für mehrere Minuten, war grau und bald darauf so hypoton und bradykard (unter 30/min.), dass eine Reanimation kurz bevor stand. Die Assistenzärztin war vollkommen überfordert, sagte dem Operateur KEIN Wort, erhöhte die Sauerstoffzuvor KEIN einziges Mal und rief nur den Leitenden Oberarzt an, der dann letztlich kam, um die Situation zu retten. Die Assistenzärztin ging daraufhin in die Pause. Meine Fragen an den Oberarzt, weshalb nicht adäquat reagiert wurde oder wie es soweit kommen konnte bzw. was man hätte besser machen können, wurden mit Schweigen ignoriert (kein Witz) und es wurde mir zu verstehen gegeben, dass ich darüber nicht nachdenken soll/ dass nichts passiert sei.

Die Anästhesiepflege/ die OTAs sind alle sehr freundlich, kometent, zuvorkommend und erklären mit Enthusiasmus sehr viel.

Thema Arbeitsschutz: Es wird bekanntlich bei den Orthopäden und Kardiologen viel geröntgt. Es gibt hierfür auf dem Flur im OP-Trakt eine Wand mit den Personal-Dosimetern. ABER: keiner trägt sie am Körper. . Man bekommt als Famulant natürlich auch keines. Ich habe hier auch nachgefragt und mir wurde gesagt:"die nützen dir doch auch nichts!" Geröngt wird manchmal ohne Vorwarnung (Wenn man mit dem Beatmungsgerät beschäftigt ist, bekommt man das hinter den sterilen Tüchern in sitzender Position manchmal auch nicht mit, wenn einen keiner Aufruft). Um eine Weste muss man sich selbst kümmern/ die suchen (es gibt nicht für alle im Saal welche, Halsschutz ist auch nur begrenzt verfügbar oder mit dem eigenen Namen versehen). Oft meinten die AnästhesitInnen, dass ich mich einfach hinter sie setzten soll, wenn ich mir wegen der Strahlung Gedanken mache.

Intubieren konnte ich aufgrund der angeführten Probleme relativ selten (für 4 Wochen). Insgesamt vllt 10 Mal. 2-3x periphere Venenverweilkanülen, da dies meist die Anästhesiepfleger machen. Es war leider kein einziger ZVK und keine Arterienanlage zu sehen(daher konnte man auch selbst keine machen und auf ITS durft man ja nicht). Es gibt viele periphere Nervenblocks zu setzten- hierfür ist auch nur Zusehen möglich.

Thema Freizeit ist genial- denn es fällt tatsächlich NIEMANDEM auf, wenn man eher geht, später kommt oder gar nich erst erscheint. Ich hätte tatsächlich komplett vier Wochen in den Urlaub fahren können und keiner hätte es gemerkt und am Ende hätte ich dennoch meine Unterschrift mit Stempel erhalten.

Die zwei (!) Tage in der Rettungswache/ die NEF-Fahrten waren ein kleiner Trost am Ende der sonst kargen Wochen. Da gab es viel zu sehen- jedoch musste ich sehr darum kämpfen, da-entgegen den anfänglichen Versprechungen- angeblich nur PJler mitfahren dürften. Für die Fahrten wurde eine Jacke und eine Hose gestellt. Arbeitsschutzschuhe gab es keine. Ich hätte auch in Sandalen mitfahren dürfen.

Am Ende erhielt ich dann mein ausgefülltes Famulaurzeugnis und konnte gehen. Ein Zwischen-oder Nachgespräch gab es nicht. Ein fester Ansprechpartner/ Betreuer war nicht zu erkennen.

Vergütung gibt es natürlich keine, ebenso keine Gutscheine/ Essensmarken für die Cafeteria (Kosten pro Gericht liegen zwischen 4-5 Euro Stand 2021). Wenn man ein Auto hat, darf man aber gratis im Parkhaus parken.

Bewerbung

Auch sehr kurzfristig möglich- habe mich einen Monat zuvor spontan Beworben!

Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Praktische Massnahmen unter Aufsicht
Braunülen legen
EKGs
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt

grade Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
6
Klinik insgesamt
4
Unterricht
5
Betreuung
6
Freizeit
1
Station / Einrichtung
6
Gesamtnote
5