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PJ-Bericht: Allgemeinchirurgie in Sir Seewoosagur Ramgoolam National Hospital (5/2009 bis 6/2009)

Station(en)
alle chirurgischen Stationen/OPs
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Hamburg
comment Kommentar

Ich habe dort eine Famualtur in der Allgemeinchirurgie gemacht.

Vorab sollte jeder wissen, dass dort alles anders ist. Hygiene ist ein Fremdwort: die OP-Sääle werden(wenn viel Blut floss) mit einem normalen Mob durchgewischt, sodass das Gröbste weg ist, operiert werden kann ohne Mundschutz, ohne Haube, dafür aber in FlipFlops oder sonstigem Schuhwerk. Auch Handschuhe müssen nicht immer sein. Alles sehr, sehr gewöhnungsbedürftig. Nadeln werden sterilisiert und wieder verwendet. Spatzen fliegen auf den offenen Stationen umher. Die Stationen sind mit ca. 40 Leuten belegt. Es gibt ´Trenn-Gardinen´, wobei die wieder einmal obligatorisch sind. Mülltonnen stehen auf den Stationen, Spritzen liegen herum. Doch anders als in Deutschland kümmern sich die Patienten darum überhaupt nicht. Der Arzttisch ist mit in diesem großen Saal. Ein abgerankerter Tisch mit abwischbarer Platiktischdecke in den unterschiedlichsten Designs.

Trotz alledem war es eine fantastische Famulatur. Arbeitszeit war von 9-12Uhr. Das Pflegepersonal war sehr hilfsbereit und wir haben viel gelacht. Dort herrscht allerdings nie Hektik. Wenn nicht heute, dann morgen. Oder eben später. Man gewöhnt sich ziemlich schnell daran :-) Ich habe dort die Zeit mit Intern‘s aus England verbracht, deren Eltern auf Mauritius leben und es somit die Chance gab, nach Hause zu kommen.

In der letzten Woche durfte ich mit operieren: Schilddrüse, Hernien, Ileus, Abszess. Das Spektrum ist riesig dort. Ich habe so viele Krankheiten gesehen, die ich nur aus Lehrbüchern kenne unter der Kategorie ´sehr selten´. Das war der Hammer!

Das Krankenhaus ist riesen groß und bieten Platz für ALLE medizinischen Fachbereiche. Die Chefs kommen meistens aus dem Ausland und haben ein enormes Wissen. Was mich beeindruckt hat war, dass alle so viele Differentialdiagnosen wissen, ohne immer das Buch aufschlagen zu müssen. Und nicht nur die Standard-Differentialdiagnosen, sondern auch wirklich seltene Fälle.

Wichtig zu wissen ist, dass Englisch zwar die offizielle Sprache ist, aber alle sprechen dort Französisch und Kreol (Mix aus Französisch und Hindu). Was beides nicht so mein Fall ist :-) Aber nach ein paar Wochen wusste ich die wichtigsten Dinge. Die Patienten dort sind alle sehr dankbar für die medizinische Behandlung, die übrigens für alle kostenlos ist. Doch die Meistens kommen erst, wenn es zu spät ist und nur noch die OP als Lösung in Frage kommt.

Ein riesen Problem dort ist der Diabetes. Ich habe nur eine !!! Frau in der ganzen Zeit gesehen, die keinen Diabetes hatte.

Wenn Ihr Euch für Neuroradiologie interessiert, kann ich Euch das nahe legen, da eine Deutsche (Frau Dr. M. aus Berlin/München) dort Oberärztin ist. Sie ist sehr nett, erklärt viel und freut sich, mal wieder deutsch zu reden. Wobei spätestens nach dem 4. Satz wir uns auch wieder auf Englisch unterhalten haben (Macht der Gewohnheit) Ihr Mann ist Chirurg und der schnellste, den ich gesehen habe. Unglaublich.

Interessant ist auch dort die Neonatologie und die Orthopädie. Vor allen Traumata durch Verkehrsunfälle sind sehr häufig (2/Nacht).

Eine typische Woche sah für mich aus, wie folgt:

Montag: OP

Dienstag: Sprechstunde. Auf einem 16qm² großen Raum eine Untersuchungsliege, 3 Ärzte, 3 Patienten mit Angehörigen, 2 von der Pflege. Also kann man sich vorstellen, dass jeder Patient die Leidensgeschichte des anderen hört und die Diagnose ‚Brustkrebs‘ manch einer betroffener aufgefasst hat, als der Betroffene selber.

Mittwoch / Donnerstag: Visite und Stationsarbeiten

Freitag: OP

Samstag ist regulärer Arbeitstag, aber ich bin nie hingegangen. Ich wurde auch nicht vermisst. Bzw. hat es keinen interessiert, wann ich komme, wann ich gehe. Außer den Parkwächter, denn der hat sich riesig gefreut, mit Europäern sich zu unterhalten.

Gegenüber vom Krankenhaus ist ein großer Platz, auf dem man alles erwerben kann. Trinken, Essen, Spielzeug, etc. Dort habe ich mir nach der Arbeit immer 2 Falatas geholt. Kann ich nur jedem empfehlen. Mit Hühnchen, Curry, Chili. Für 20 Rs. Das sind umgerechnet 46 cent. Da kann man nicht meckern.

Bewerbung

Sehr, sehr Mühsam.

Über ein halbes Jahr hat es gedauert. Die kommen dort einfach nicht in die Gänge. Über das Auswärtige Amt, Konsulate, Botschaften, etc hatte ich endlich mal eine Adresse gefunden. War der Kontakt einmal gemacht, dann sehr freundlich und zuvorkommend.

THE CHIEF MEDICAL OFFICER

MINISTRY OF HEALTH AND QUALITY OF LIFE

EMMANUEL ANQUETIL BUILDING(5TH FLOOR)

PORT LOUIS

MAURITUIS

ATTENTION DR GOPEE

Benötigt werden Empfehlungsschreiben, Auflistung der bisherigen Leistungen.

Falls Ihr fragen habt, Fotos sehen wollt, Telefonnummern braucht, Insider Infos braucht: schreibt mir eine Mail.

Ich war 2 Monate dort und fahre im Dezember wieder hin.

Es war wirklich klasse!

Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Bildgebung
Fallbesprechung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Mitoperieren
Untersuchungen anmelden
Patienten aufnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar

grade Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
2
Unterricht
6
Betreuung
4
Freizeit
1
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
3